Aus dem Testbericht in MOTORRAD 9/2000:
Im Design
verkörpert sie ganz klar die Postmoderne, schwimmt ganz oben
auf der Zeitgeistwelle. Interessant, interessant, wie sich das Auge an
den vielen Ecken und Kanten festguckt, wie der Blick an den witzigen
Details der Klauensymbolik etwa hängen bleibt. Letztlich
stellt sich die eigentlich etwas zerklüftete Cagiva mit ihrem
markanten, kantigen Kunststofftank doch als elegante, dynamische
Erscheinung dar. Ein gelungener optischer Kniff, ähnlich einer
Skizze, die aus ein paar Strichen ein ausgeklügelt-plastisches
Ganzes zaubert.
Wir vermerken satte
Noten für
die Cagiva Raptor, der mit seinem eigentlich altbekannten L-Twin aus
der Suzuki-TL 1000 S Kraft und Herrlichkeit zelebriert.
Verführerisch, wie bissig die Raptor am Gas hängt,
auch aus niedrigen Drehzahlen gierig vorwärts schnalzt, stets
für reichlich Pferdestärken am Hinterrad sorgt,
unterstützt von einem tollen Sechsganggetriebe und der kurzen
Gesamtübersetzung. So knackig wie eine kurz
übersetzte TL1000 eben.
Die Cagiva Raptor
fährt einfach
noch ein bisschen lässiger. Die Monster ist handlich, die
Cagiva noch handlicher, geradezu unglaublich spielerisch.
Die Raptor, ein gelungener Mix aus zwar nicht einstellbaren,
dafür gut abgestimmten, sensibel ansprechenden Federelementen,
einer gelungenen Fahrwerksgeometrie und den passend gewählten
Reifen, hier Bridgestone BT 56, hinten wohlweislich in völlig
ausreichender 180/55-Dimension auf einer heutzutage schmalen
5,50-Zoll-Felge. Eine endlose Freude, Asphaltbänder jeden
Charakters unter die Räder zu nehmen, die Cagiva durch lange,
glatte Bögen, über übelste Nebenstrecken,
kurvige Bergsträßchen zu treiben. Na ja, der Lenker
zuckt schon mal, was beim bärigen Antritt der Cagiva
eigentlich kein Wunder ist. Der Fahrspaß stand jedenfalls
ganz oben im Lastenheft der Raptoren-Entwickler.
Platz
1
Raptoren
sind bissige Viecher, da verwundert’s wenig, dass die
brandneue Cagiva ihre gestandenen Gegnerinnen eindost. Die im Aufwind
befindliche italienische Zweiradschmiede schafft es, dem Suzuki TL
1000-Motor ein angemessenes Fahrwerk zu geben. Prompt entsteht ein
Zweirad, wie es launiger kaum sein kann: stark, wendig, spurstabil,
dazu gut verarbeitet und ein kultiges Design. Schade nur, dass die
Raptor eher kleineren Leuten passt. Trotzdem: Gratulation, Cagiva.
(Auszug
aus Motorrad 9/2000 )
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